Samstag, 11. Juni : Monstertruck und Rhinos

Der Übernachtflug kommt pünktlich Samstagmorgens um kurz nach 5 Uhr am internationalen Flughafen Hosea Kutako in Windhoek an. Die Einreise ist schnell erledigt und so werden wir gegen 6 Uhr vom Fahrer der ASCO-Autovermietung in Empfang genommen. Das Vermietungsbüro von ASCO in der Mandume Ndemufayo Avenue 195 macht erst um 8 Uhr auf. Es bleibt also genug Zeit am Flughafen, um sich noch eine 30 N$-Prepaid-Sim-Karte für das Handy zu besorgen. Dann fahren wir mit einigen anderen Kunden im ASCO-Minibus nach Windhoek.

Bei ASCO angekommen steht der Hof voll mit bestens ausgestatteten Fahrzeugen. Wir müssen nur noch etwa eine Stunde warten, bis die Reisegruppe von Matto Barfuss vor uns ihre Wagen übernommen hat, dann sind wir dran. Neben den klassischen weißen Fahrzeugen stehen auch einige der viel weniger nach Mietwagen aussehenden, bronzefarbenen Modelle herum. Einer davon zieht besonders meine Aufmerksamkeit auf sich. Extra Bodenfreiheit durch Spezialstoßdämpfer, Schnorchel, Off-Road-Reifen – den würde ich nehmen. Es stellt sich heraus, dass genau dieser Wagen auch für uns reserviert worden ist. Ein Toyota Safari (die ASCO-Bezeichnung für einen Hilux mit zusätzlicher Geländeausstattung) 3.0 L Turbo Diesel Double Cab mit Dachzelt. Da hat uns Libby von Outback-Explorer in Bielefeld richtig gut beraten. Von ihr kam die Empfehlung in dieser Preisklasse und die Buchung. Moment – Bielefeld? Das gibt’s doch eigentlich gar nicht wirklich. Wie dem auch sei, wir haben das zweite Mal dort einen Mietwagen gebucht und sind mit dem Service sehr zufrieden. Vor allem die Tatsache, dass der Kontakt in Deutschland ist und auch eine Buchung über deutsche Konten möglich ist, macht es sehr bequem.

Das Fahrzeug hat zwei Ersatzreifen, was in Namibia immer der Fall sein sollte, eine Campinggrundausrüstung und sogar Bettzeug wird mitgeliefert. Wir haben aber sicherheitshalber unsere eigenen Schlafsäcke mitgebracht. Die Decken sind allerdings sehr sauber und so leisten sie uns in den kalten Nächten auch gute Dienste als zweite Schicht. Nach einer ausführlichen Einweisung geht es raus auf die Straßen Windhoeks und erst einmal zur Maerua Mall mit dem benachbarten riesigen Spar-Supermarkt in der Centaurus Street. Egal ob Hotel, Lodge- oder Campingurlaub, wir finden es sinnvoll, immer eine Grundausstattung an Nahrungsmitteln und Wasser dabei zu haben.

Um nach dem langen Nachtflug nicht noch stundenlang fahren zu müssen, haben wir die Gocheganas Lodge, rund 30 Minuten südlich von Windhoek, als erste Übernachtung ausgesucht. Bei der Buchung hatte ich wohl den Zeitbedarf bei der Fahrzeugübernahme etwas unterschätzt. Ich dachte, wenn wir um 5 Uhr landen, werden wir es wohl bis 11 Uhr zur Lodge schaffen und habe den Vormittags-Gamedrive inklusive Picknick gleich mitgebucht. Als wir um 13 Uhr ankommen, bin ich mir dann auch sicher, dass die von mir gebuchte Aktivität erst um 15 Uhr beginnt. An der Rezeption sind sie ganz enttäuscht, dass wir zu spät sind, weil sie doch ein so schönes Essen vorbereitet haben. Und ich wundere mich über meinen Optimismus bei der Buchung. Wir vereinbaren, das Essen auf der Terrasse unseres Strohdach-Chalets zu uns zu nehmen und den Gamedrive am Nachmittag mitzumachen. Das Essen kommt recht unverhofft, aber sehr gelegen und ist außergewöhnlich gut.

Anschließend geht es im offenen Landrover auf Pirschfahrt in das Naturreservat der Lodge. Gocheganas bedeutet „Ort der Kameldornbäume mit einer wunderbaren Fülle von Kerzenschoten-Akazien“ in der Sprache der Damara. Wir fahren zum Fuß des Hügels, auf dem die Lodge steht, treffen unterwegs Lucy, den Spießbock ohne Spieße, sehen Gnus, die unvermeidlichen Springböcke sowie Erdhörnchen und fahren uns dann in einem sandigen Bach fest. Nichts geht mehr. Per Funk wird ein zweiter Jeep angefordert, der Wagen mithilfe des High-Jack mit Ästen unterfüttert und nach etwa einer halben Stunde endlich freigeschleppt. Jetzt aber los, bevor die Sonne untergeht. Wir kommen an Wasserböcken, Giraffen sowie Zebras vorbei und treffen dann auf das erste Highlight der Reise: eine Breitmaulnashornmutter mit ihrem Jungen. Anders als die Spitzmaulnashörner sind diese recht friedlich, sodass wir sehr nah an sie herankommen. So nah und bei schönstem Tageslicht hatten wir Nashörner noch nie gesehen. Als wir vorsichtig weiterfahren, sehen wir auf der anderen Seite des Weges sogar noch zwei weitere, allerdings tiefer im Busch.

Zum obligatorischen Sundowner stellen wir uns in Sichtweite der Lodge auf einen Hügel und genießen die letzten Minuten unseres ersten Tages in Namibia.

Nach einem sehr guten Abendessen im Restaurant der Lodge erwarten uns in unserem Chalet wunderbar durch Wärmeflaschen vorgewärmte Betten. Das ist auch dringend nötig. Nachts fallen die Temperaturen fast bis zum Gefrierpunkt. Der Standard von Gocheganas ist überdurchschnittlich hoch, mit sehr großzügigem Badezimmer, riesigem Doppelbett und einem Wellness/Spa-Bereich im Haupthaus, bei dem man sich schon fragt, ob so etwas in einem so trockenen Landesteil wirklich nötig ist.