Sonntag, 12. Juni: Ein langes Asphaltband und unechte Bäume.

Nach dem guten Frühstücksbuffet werden wir vom Shuttle-VW-Bus zum Parkplatz der Lodgegäste gebracht und machen uns auf den Weg zurück zur asphaltierten B1. Heute ist ein reiner Transfertag dran. Kilometermachen auf der B1 immer nach Süden in Richtung Keetmanshoop. Unterbrochen wird die relativ langweilige Fahrt nur durch ein Picknick auf einer der unzähligen Rest-Areas neben der Straße, durch den Wendekreis des Steinbocks und durch den sehr auffälligen Brukkaros-Krater rund 80 km vor Keetmannshoop. Für die etwa 520 km brauchen wir 5½ Stunden, wobei wir nie mehr als 110 km/h trotz guter Asphaltstraße gefahren sind.

Kurz vor Keetmannshoop biegt links nach Osten die C17 ab, auf der es über Schotter etwa 40 km, 30 Minuten, bis zur Spitzkoppe-Farm und dem dazugehörigen Mesosaurus Camp geht. Der Name der Farm hat nichts mit dem berühmten Berg viel weiter nördlich zu tun. Es gibt einfach auch auf dem Gebiet dieser Farm einen recht spitzen Berg, der als Namensgeber fungiert.

Bei der Planung der Reise haben wir diese Gegend primär wegen des Köcherbaumwaldes ausgesucht. Was einem da im Internet und auf den Karten zuerst ins Auge fällt, ist natürlich das Quivertree Forest Rest Camp. Es gibt dazu diverse Berichte von „wunderschön, unbedingt hingehen“ bis „zu kommerziell“. Wir haben uns gegen diese Unterkunft entschieden, als wir von den Geparden im Gehege gelesen haben. Für uns ein klares Indiz für „zu kommerziell“. Wir haben das Camp aber nicht gesehen und können daher nicht sagen, wie es wirklich ist. Wir wissen auch nicht, wie groß und artgerecht das Leopardengehege ist. Wir haben uns für das etwas weiter östlich an der C17 gelegene Mesosaurus Camp entschieden. Es wird von Giel Steenkamp und seiner Familie betrieben und besteht aus einfachen, aber bequemen Chalets direkt bei der Farm und dem wunderschön am Rande des Köcherbaumwaldes gelegenen Bush Camp für Zelte oder 4x4-Wohnmobile etwa 4 km auf einer Farmpiste von der Hauptstraße entfernt. Die Stenkamps sind etwas schwierig per Mail oder über ihre Homepage zu erreichen. Nach mehrmaligen Anschreiben über E-Mail klappte es aber. Die Telefon- und Datenleitung ist anscheinend nicht immer sehr zuverlässig. Da wir sowohl den Sonnenauf- als auch -untergang bei den Bäumen verbringen wollen, haben wir uns für das Bush Camp entschieden. Wir sind die einzigen Camper und genießen die unvergleichliche Kulisse – eine sehr gute Wahl. Man übernachtet in unmittelbarer Nachbarschaft der Bäume und zwei riesiger Siedelwebernestern. Zum Glück schlafen die Vögel nachts auch, tagsüber machen sie einen unglaublichen Lärm. Direkt unter die Köcherbäume kann man nicht mit dem Auto (und seinem Dachzelt), da die Bäume zwischen Doloritfelsen wachsen. Man ist aber in zwei Minuten zu Fuß mittendrin. Und der „Wald“ ist wirklich riesig hier. Eigentlich sind es ja gar keine Bäume, sondern riesige Aloen, also eine Sukkulentenart. Die Äste des Köcherbaums brennen mangels echter Holzfasern auch nicht, sondern rauchen nur. Nach dem Sonnenuntergang zwischen den Bäumen fahren wir gegen 18 Uhr zurück zu den Chalets, um mit Giel am Feuer zu sitzen und darüber gegrillte Lammkoteletts zu essen.